• Grundschule 23-24

          • Projekt Diversität 3b

          • Projekt Diversität an der Grund- und Mittelschule Hirschaid –

            durchgeführt von Dr. Köglmaier-Horn und Daniela Arnold

             

            Gemäß den obersten bayerischen Bildungszielen im Art. 131 der Bayerischen Verfassung gehört es zur Aufgabe der Schulen, neben der Vermittlung von „Wissen und Können“ auch „Herz und Charakter“ der Heranwachsenden zu bilden und sie somit in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Die Schule als gesellschaftliche Institution ist damit folglich nicht nur für die Weitergabe des kollektiven Wissens unserer Zeit verantwortlich. Sie ist neben der Familie maßgeblicher Ort der Weitergabe der Werte unseres demokratisch geprägten Landes, damit diese überdauern können. Zu oft wird die Schule als Aufgabenträger reiner Wissens- und Könnensvermittlung gesehen – ein Umstand, der den aktuellen politischen Entwicklungen nicht gerecht wird.

            Die weltweite Zunahme von Autokratien und der Rückgang von Demokratien ist als dringender Appell anzusehen, der Wertevermittlung mehr Raum zu geben und gerade die Schulen an ihre „zweite Funktion“ zu erinnern. Diese Erinnerung machten sich die oberfränkische Seminarrektorin Frau Dr. Köglmaier-Horn und die Lehramtsanwärterin Daniela Arnold aus ihrem Seminar zur Aufgabe. An der Grund- und Mittelschule Hirschaid entstand ein Projekt, das unter dem Motto "Wir sind bunt - und das ist auch gut so!" laufen sollte.

            Gemeinsam mit der externen Beraterin Janina Horn wurde ab Mai 2022 ein Konzept erarbeitet, wie in einer dritten Klasse Unterricht aussehen kann, welcher Kinder für einen Umgang miteinander sensibilisiert, der sich gegen genderstereotypische Rollenbilder, tradierte Familienbilder und menschenfeindliches Verhalten ausspricht. So hatte das Projekt zum Ziel, die Schülerinnen mit den Begriffen Rolle, Kultur und Vielfalt vertraut zu machen, diese aber auch kritisch zu hinterfragen, um so ein weltoffenes Gesellschaftsbild zu schulen. Die Schaffung eines kindgerechten Zugangs zur Diversitätsthematik war oberste Leitlinie des Vorhabens. Nur so konnte garantiert werden, dass das Projekt der Thematik und den Kindern als RezipientInnen gleichermaßen gerecht wird.

            Nach Einreichen eines Förderantrages unterstützte uns die „Stiftung Bildung“ aus Berlin mit 1500€. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön.

            Im November 2023 war es dann so weit: das Vorhaben konnte durchgeführt werden. Die Lehramtsanwärterin Frau Arnold war nun Klassleitung einer dritten Klasse und führte gemeinsam mit den Kindern die Sequenz im Rahmen des HSU-Unterrichts durch. Bilderbücher („Jessica Walton: Teddy Tilly“, „Kathryn Cave: Irgendwie anders“, „Daniela Kulot: Zusammen“, Charlotte Bellière: „Und deine Familie?“) und ReferentInnenbesuche (Die Künstlerin Luzie Schulz, die Drag Queen Spectra, der wissenschaftliche Mitarbeiter Niklas Döbler und die Sozialarbeiterin Lea Pöhlmann) machten den politischen Inhalt für die Kinder greif- und erfahrbar. Durch den Input der Bilderbücher und den offenen Fragerunden zwischen den Kindern und ReferentInnen konnte eine inhaltliche Basis geschaffen werden, auf die die politikdidaktische Methode der sogenannten „Zukunftswerkstatt“ aufbauen sollte. Die Zukunftswerkstatt, bestehend aus einer

            Kritikphase, einer Fantasie- und Utopiephase und einer Umsetzungsphase, begründete damit den Projektcharakter und würde die Kinder zum politischen Handeln anregen. In der Kritikphase durften sich die Schülerinnen und Schüler äußern, welche Gefühle die Inhalte der Bilderbücher und der ReferentInnenbesuche in ihnen auslöste. Eine „Meckermauer“ aus Steinen, die ihre von Wut und Traurigkeit getragenen Aussprüche trugen, half den Kindern zu visualisieren, wie mit der Thematik Vielfalt in der Gesellschaft umgegangen wird und dass dieser Umgang dringend zu ändern sei. Die Schülerinnen und Schüler begriffen schnell, dass Handlungsbedarf besteht und wollten selbst etwas dagegen tun. Gemeinsam mit Frau Arnold erarbeiteten sie durch die sozialkundliche Kopfstandmethode in der Fantasie- und Utopiephase, wie eine Welt aussieht, in welcher Vielfalt nicht verachtet, sondern als Bereicherung gesehen wird. Das half ihnen dabei, eine konkrete Idee zu formulieren, wie genau sie, als Drittklässler einer oberfränkischen Grundschule, etwas dafür tun können, um diese Veränderung in der Welt zu bewirken. Die Idee eines Erklärvideos reifte heran. In der Umsetzungsphase planten die Schülerinnen und Schüler dann (überwiegend eigenständig!) das genaue Vorgehen. Kompetenzen wie das Schreiben eines Skriptes, die Planung des Materials, die Abwägung verschiedener Umsetzungsmöglichkeiten des Videos und die Aufteilung der Zuständigkeiten unter den Kindern machten das Projekt Diversität zu einem fächerübergreifenden, ganzheitlichen Vorhaben.

      • Anmelden